Alben & Lieder

Er hat mich so verrissen

1968, Text/Musik: Georg Kreisler

Theaterkritik ist das Los der Schauspielerin,
der Nachpremierenrippenstoß der Schauspielerin.
Und auch bei mir hat's mit der Kritik nie sehr gut geklappt.
Besonders einer hat es auf mich abgesehn gehabt.

Er hat mich so verrissen,
ganz verbissen,
nächtelang hab ich geweint ins Ruhekissen.
Dann hab ich ihn g'heirat', und jetzt verreiß ich ihn.

Er hat mich nur bekrittelt,
durchgeschüttelt.
Jetzt wird er von mir am Morgen wachgerüttelt,
und dann leg ich meine Kritik auf seinen Nachttisch hin.

Drin steht: Der Kritiker Johann Untermoser
taugt nix in der Nacht,
doch was er sich gestern leistete,
gehört bekanntgemacht.
Er hat keine Ahnung, was Liebe ist,
er kennt auch keine Tricks.
Seine Linke weiß nicht, was die Rechte tut.
Und auch zwischen den Zweien is nix.

Ja, dieser Schuft, der Schieber
war mir über.
Jetzt sag ich ihm jeden Morgen: Quitt, mein Lieber!
Jetzt ist er mein Gatte, und das vergönn ich ihm.

Denn wenn er jetzt in ein Theater geht,
wo ich eine Rolle spiel,
und wenn es ihm dort nicht besonders gefällt,
dann sagt er nicht sehr viel.
Doch wenn es ihm nur ein bissel gefällt,
dann sagt er: »Wunderbar!«
und denkt dabei voll Wut daran,
wie gemein er einmal war.

Die anderen Kritiker loben mich sehr,
denn mein Mann ist ja ihr Kolleg'.
Egal, ob es ihnen gefällt oder nicht,
sie ebnen mir meinen Weg.
Er muß mich sogar an der Bühnentür
mit einem Lächeln holen.
Allen Kolleginnen zur Nachahmung empfohlen!