Alben & Lieder

Es wär so schön, ein reicher Bolschewist zu sein

1965, Text/Musik: Georg Kreisler

(Er)
Es wär so schön, ein reicher Bolschewist zu sein,
in einem Schloß mit vielen Dienern flink und prompt.
Vielleicht im Grand Hotel in Cannes ein Kommunist zu sein,
der sicher ist, das Kommunismus niemals kommt.
Ein Millionär, doch mit dem Kreml solidarisch,
Ein Präsident von Standard Oil, doch proletarisch.
Mit einem Wort: Ich wäre gern ein Kommunist,
der mit dem guten Leben einverstanden ist.

(Sie)
Auch ich gehör, Leib und Seele, der Masse,
nur wie sie lebt, das ist gar nix für mich.
Nur die Not der besitzlosen Klasse
gibt mir fast jeden Tag im Herzen einen Stich
Der Proletarier, der Mann von der Straße,
sind meine Freunde, denn sie sind genau wie ich.

(Er)
Yoy, yoy, yoy, sie haben völlig Recht,
ich kämpf, und doch will ich genießen.
Nur dem Arbeiter geht's immer schlecht.
Er kommt auf keinen grünen Zweig,

(Sie)
rackert sich von Streik zu Streik,

(Er)
wird bei keiner Mahlzeit satt,

(Sie)
wenn er zu viel Kinder hat.

(Er)
Abgebrannt und abgerissen,

(Sie)
abgeschrieben, aufgeschmissen,

(Beide)
braucht er unsere Hand.
Drum bleib' ich reich, doch ein Freund der Bedrückten,

(Er)
ill sie vom Joch der Tyrannen befrein.

(Sie)
Ich helfe gern den zu Unrecht gezwickten.

(Er)
Die schönste Zukunft will ich ihnen prophezein.

(Beide)
Für die geplagten, gezwackten, gezwickten
steht meine Türe offen, kommen Sie herein.

(Sie)
Ich möchte schmuckbehangen auf den Barrikaden steh'n,
und stürbe freudig im Modellkleid von Dior,
möcht' in Sankt Moritz treu zu allen Kameraden steh'n,
und bin für Schulungskurse, aber mit Komfort.

(Er)
Ich nage gern am Hungertuch, doch nur mit Sahne,

(Sie)
Vor meiner Luxusyacht weht stets die rote Fahne.

(Er)
Und wenn der Putsch kommt und Amerika zerfällt,
Werd ich Gewerkschaftsboss der eleganten Welt

(Beide)
Es kämpft sich gut, wenn man Geld in der Bank hat,
es kämpft sich gut, nach dem Urlaub au'm Land,
es kämpft sich gut, wenn man Kleider im Schrank hat,

(Er)
und noch viel besser als Kanonenfabrikant

(Beide)
Denn wer den Vogel im Kopf noch nicht lang hat,
der kämpft am besten für den Vogel in der Hand.
Proletarier aller Länder,

(Sie)
wenn wir nicht zusammen steh'n, wird es uns noch besser geh'n.

(Beide)
Seid nur selber Geldverschwender,

(Er)
wenn ein Kommunist noch reich ist kann ihm nichts geschen

(Beide)
Unterdrückt die oberen Klassen,

(Er)
doch bewahret Übersicht, unterdrückt euch selber nicht.

(Beide)
stets die Reichen leben lassen,
nehmet von den Reichen lieber täglich Unterricht.

(Er)
Du bist ganz genau die Frau die ich im Leben brauchen kann,
könntest du mein Herz jetzt sehen, wie's vor Liebe rauchen kann.
Denn, wenns zur Erotik kommt war ich schon stets ein Nimmersatt,
und ich hab' das Gasthausessen und möblierte Zimmer satt.
Heirate mich, ich heirate dich, dann kriegst du einen Liebeskuss.

(Sie)
Hochzeitsort der Wolgafluß,

(Er)
und wir machen sicherlich
die schönsten Kommunisten für der m Stat im Überfluß

Ich weiß eins schon positiv:
Sobald du durch den Kreml schwirrst dass du noch Minister wirst.
Was du anrührst kann nicht schiefgehn
Denn ich bin dir immer nah,
Ich bitte dich, sag ja, sag ja, sag ja.

(Sie)
Ich sage Ja, denn das sieht doch ein Blinder,
Wenn ich nicht ja sag dann bleibst du nicht da.
Ich will von dir kommunistische Kinder,
Ich werd Mama, du wirst Papa, ich sage ja.

(Er)
Heute ist ein Freudentag,
der wär sogar dem Lenin recht, wenn der Lenin leben möcht'
Wenn ich das dem Breshnew sagt, dann trifft ihn gleich der Schlag
und das wär schließlich auch nicht schlecht.

Roter Mund und rote Haar, sind wir rotes Ehepaar, Jaaa

Rußland ist groß und mein Herz ist groß,
aber in Rußland ist gar nichts los,
hier fällt mir erst meine Braut in'n Schoß.
Es wäre doch ein fürchterliches, schreckliches Malheur,
wenn ich zufällig heute gar nicht hergekommen wär.

Rußland ist weit und mein Herz ist weit,
aber mein Herz hat nicht soviel Zeit,
weil, jetzt hat es endlich Gelegenheit
Es wäre doch ein schrecklicher und fürchterlicher Schmerz, wenn Rußland die Gelegenheit bekäme statt mein Herz.

Heut will ich nur tanzen, tanzen weil die Füß' nicht stille stehn,
Und dann meiner Braut den ganzen Tag in die Pupille sehn.
Schon um zehn schlafen geh'n,
Aufstehn, schlafen geh'n,
Aufstehn, schlafen geh'n,
Aufstehn, schlafen geh'n,
Aufstehn, schlafen geh'n,
Aufstehn, schlafen geh'n,
Schön

(Erzähler)
Jeder Traum hat sein Erwachen. Barbara erwacht und ist unendlich traurig, daß es eine Wirklichkeit gibt, in der alles anders aussieht.
Sie liebt Knut doch so, liebt er sie denn nicht genug um sie zu heiraten? Und, wie wird die Wette enden, wenn morgen die Pensionsgäste tatsächlich kommen? Mit diesen Gedanken schließt der erste Akt.